Immer mehr Menschen ziehen in große Städte. Der urbane Raum wird immer größer. Wie verändert das unser Zusammenleben? Anonymität ist ein weitverbreitetes Problem in Großstädten. In meiner Serie „Mouvement“ beschäftige ich mich mit diesem Thema. Zwei Menschen begegnen sich auf einen Universitätsgelände, sie kreuzen sich ohne Kontakt zueinander aufzunehmen. Sie folgen ihren Wegen, ohne ihre Umwelt wahrzunehmen. Die Geschichte wiederholt sich in beiden Bildserien.
In der ersten Serie ist man näher an den Personen. Die Beiden sind verschwommen, nur die Architektur bleibt scharf und als stabiles Element im Bild. Die Bilder werden in der Serie immer weiter im Uhrzeigersinn gedreht. Dadurch bekommt man ein Gefühl von der Zeit, die weiterläuft und nicht stehenbleibt. Gleichzeitig wird der Betrachter verwirrt und in die Welt der beiden Charaktere reingezogen. Der Text erzählt nicht nur von den zwei Personen im speziellen, sondern von den Menschen, die in ihrer eigenen Welt aus Arbeit gefangen sind, die Außenwelt ausblenden und vergessen. Sie laufen gegen die Zeit und sind niemals schnell genug. Sie scheinen überfordert, überanstrengt und laufen wie Geister durch die Stadt.
Darum geht es auch in der zweiten Serie. Es geht um die Menschen allgemein. Sie blicken einander nicht mehr an, suchen keinen Blickkontakt, sondern wollen anonym bleiben. Ihren eigenen Wegen nach gehen, ohne den anderen Aufmerksamkeit zu schenken. Diese Serie ist im negativ, um die Geister in den Menschen besser hervorzuheben. Sie kommen sich nicht nah, sondern gehen unbeachtet weiter ihre Wege. Auch hier bleibt die Architektur das stabile Element. Die Personen stehen symbolisch für viele Menschen, für die das schnelle, anonyme Leben Alltag ist.
Durch das Polaroid-Format wird die Momentaufnahme unterstützt. Der Moment des Nichtbeachtens, der Moment des sich Kreuzens. Ein Format in dem Text und Foto miteinander verbunden werden können. Um die Anonymität der beiden Personen im Bild zu verstärken, sind die Bilder schwarz-weiß. Die Personen sind ohne Details zu sehen. Dadurch werden sie nicht als spezifische Charaktere wahrgenommen.